Exkurs: Warum freie Software?
Sicherheit
Wir reden oft vom 4-Augen-Prinzip, wenn wir über Sicherheit bei Geschäftsprozessen reden. Bei freier und offener Software können wir getrost vom 100.000-Augen-Prinzip ausgehen. Viele, voneinander unabhängige Menschen prüfen und testen den Code von Programmen und ganzen Systemen. So können Fehler nur schwer verborgen bleiben, Sicherheitslücken neuer Programmversionen werden oft in wenigen Stunden entdeckt und genauso schnell behoben. Weil das so ist, sind freie und offene Softwareprodukte viel seltener das Angriffsziel von Viren- und Schadsoftware. Das Risiko entdeckt zu werden ist für Programmierer dieser Schädlinge viel höher als bei geschlossenen Software-Systemen. Schwachstellen, an denen der Angriff lohnt, sind in der Regel viel schneller beseitigt als bei proprietären Produkten.
Zuverlässigkeit
Für uns Unternehmer ist es wichtig, Gewährleistung und zuverlässige Unterstützung für unsere Systeme zu bekommen. Die grundsätzliche Gewährleistung wird durch deutsches Recht geregelt, das gilt natürlich auch für freie und offene Software. Die langfristige Unterstützung von freien und offenen Softwareprodukten wird über mehrere Kanäle gesichert.
Erstens gibt es in vielen Softwareprojekten die Entwicklergemeinschaft (Community), die meistens weltweit agiert.
Zweitens gibt es den Support durch Distributoren und Dienstleister, die selbst wieder auf die Community zurück greifen. Hier haben Unternehmen die Möglichkeit, die gleichen Service Level Agreements oder Wartungsverträge abzuschließen, wie bei proprietären Anbietern auch.
Unabhängigkeit
Ein entscheidender Punkt ist aber, dass bei freier und offener Software zur Zuverlässigkeit auch die Unabhängigkeit dazu kommt. Als Unternehmer bestimmen Sie selbst, ob überhaupt und wenn ja, welcher Dienstleister für Sie tätig wird. Sie sind bei der Wahl des Service-Anbieters völlig frei, Sie verfügen ja selbst über den Quellcode und Ihre Daten.
Hier zeigt sich die ganze Stärke im Zusammenspiel von offenen Standards, offener Quellcodes und der Zuverlässigkeit der Anwendungen.
Lizenz- und Anschaffungskosten
Freie und offene Software ist per se frei von Lizenzkosten. Kostenlos ist sie wahrscheinlich nicht. Die Einführung, Einrichtung und Schulung kostet mit Sicherheit entweder Zeit, wenn Sie das selbst machen oder Geld, wenn Sie einen Dienstleister damit beauftragen. Aber Sie bezahlen nicht für eine "Schachtel mit CD und Lizenzcode", sondern für handfeste Leistungen, schon bei der Anschaffung.
Dauerhafte Nutzbarkeit
Kennen Sie das: ein Softwarehersteller schreibt Ihnen, dass er zum 30.06.xx den Support für das Produkt XY einstellen wird und fordert Sie zu einem "Upgrade" auf, damit er Ihnen weiter Unterstützung geben kann? Sie sind eigentlich mit Produkt XY sehr zufrieden und wissen jetzt nicht, wie Sie sich entscheiden sollen?
Mit freier und offener Software erledigt sich dieses Problem von selbst. Sie entscheiden nämlich, wann und wie Sie Ihre Systeme anpassen oder verändern möchten. Auch hier ist ein Schlüssel die Nutzung offener Standards und die Verfügbarkeit des offenen Quellcodes für Sie und Ihre Dienstleister.
Dienstleistungen
Die alte Kaufmannsweisheit "Konkurrenz belebt das Geschäft" gilt erst recht für freie und offene Software. Es gibt keinen alleinvertretungsberechtigten Dienstleister mehr. Jedes Unternehmen mit Know-How kann Ihnen Vorschläge und Angebote unterbreiten, Sie haben die freie Wahl auf dem Markt. Das sorgt für faire Preise und Transparenz.
Je mehr offene Standards genutzt werden, desto größer ist Ihre Auswahl und Ihre unternehmerische Freiheit.
Der Nutzer als Triebfeder der Entwicklung
n proprietären Welten bestimmt der Anbieter, wie die Software weiter entwickelt wird. Der Anwender ist in diesen Prozess selten eingebunden, er zahlt lediglich für die Lizenz der neuen Funktionen.
Bei freier und offener Software kann dieses Modell nicht funktionieren. Da hier nur für den befriedigten Bedarf an Funktionalität und Dienstleistung bezahlt wird, hat der Anwender viel größeren Einfluss auf die Entwicklung neuer Produkte und Funktionen.
Die Softwareentwicklung kann durch Anwender oder IT-Serviceanbieter unterstützt oder vorangetrieben werden. Individuelle Anpassungen können Sie direkt bei den Entwicklern der Produkt-Community oder bei einem beliebigen Service-Anbieter in Auftrag geben. Weiterentwicklungen können keiner Herstellerstrategie untergeordnet werden. Wenn Bedarf da ist, wird sich jemand finden, der diesen deckt und dem Anwender Nutzen bringt.
Mit wachsender Verbreitung von freier und offener Software werden auch immer mehr Applikationen und Fachanwendungen verfügbar. Die Anzahl der Entwickler-Communities steigt permanent. Viele proprietäre Hersteller, selbst Microsoft, beschäftigen OpenSource-Entwickler, da sie an diesem wachenden Markt nicht vorbei gehen können.
Freie und offene Software ist heute schon ein Motor für neue Lösungen, der täglich kräftiger wird und noch mehr Durchzugskraft entwickelt.